2019
Nach 93 Jahren eine Visite im ursprünglichen Revier.
Das ist die Idee: Das Boot kommt aus Norddeutschland - Dort hat es seine größten Erfolge unter Dr. Roderich John Schlubach und dem Stander der NRV mit dem Gewinn der Kieler Woche 1926 samt dem besonders seltenen Kaiserpreis ersegelt. Im gleichen Jahr holte er noch den zweiten Platz bei der Regatta um den königlich-schwedischen Ostseepokal der königlichen Yachtclubs (SSS) in den schwedischen Schären vor Stockholm in Sandhamn. Der Legende nach hat er dort seinem alt-ehrwürdigen NRV-Clubkameraden Prinz Heinrich von Preussen (Bruder des Kaisers) am Ziel den Vortritt gelassen. Adel verpflichtet ... Sprich: Ein echtes Ostseeboot mit echter Geschichte - gemacht für echten Wind und echte Wellen ...
Deswegen war uns keine Mühe zu groß die alte Dame vom Chiemsee endlich mal an die Schlei als Ausgangspunkt zu trailern. Zumal die Familie Schlubach genau dort - in Maasholm-Bad auf "Gut Oehe" seinerzeit auch ihren privaten Sommersitz hatte. (Gut Oehe: https://www.youtube.com/watch?v=3jamRVUuM3s )
Davor haben wir aber die Chance genutzt - wenn man schon mal in der Nähe ist :-) - Beim NRV an der "schönen Aussicht" in Hamburg vorbei zu schauen https://www.nrv.de um spontan ein historisches Erinnerungsfoto zu schiessen. Aus dieser Stipvisite wurde am Ende aber eher ein "emotionales Happening" - denn unzählige Clubmitglieder kamen extra auf die Strasse, um die alte NRV-Regattadame in echt zu bewundern. Zitat eines Vaters zu seinem Sohn: "Streichel das mal - das ist was ganz Besonderes..." Ein wirklich bewegender Moment! Beim Abschied wurde vereinbart auf der Rückfahrt (samt Schiff) unbedingt mit Reginald Schlubach auf der Bellevue 26 ein Treffen zu vereinbaren. Auch dort gibt es schon lange einen sehr schönen persönlichen Kontakt zur Ur-Eigner-Familie.
Unsere G 14 nach 93 Jahren wieder vor dem Clubhaus der NRV
Carl und Robert vor dem Tor des NRV an der "schönen Aussicht"
Das Haus der Ur-Eigner-Familie Schlubach an der Bellevue 26
In Kappeln bei der Holzbootswerft Stapelfeld angekommen https://www.youtube.com/watch?v=vtxsEjNzEps hatten wir in den Anfangstagen zwar die eine oder andere "Prüfung" zu bestehen (Auf der Hinfahrt hatte sich ein Teil vom Vorstag verabschiedet / Das erste Einparken war nicht schadlos - Rollfock und Motor wollten bei 5 Beaufort nicht wie sie sollten - Roberts rechte Niere "wollte" in die Klinik - Und das Traurigste: "Seppi" - unser geliebter Kater hat uns nach 18 Jahren Zuhause in München verlassen.) Aber am Ende wurden auch diese Herausforderungen durch richtiges Abwägen, Zusammenhalt, Anstand und Werf wettgemacht, und schließlich doch mit wundervollen Segelstunden auf der Schlei, und mit einem ersten kleinen Probetörn Richtung Sønderborg in Dänemark belohnt. Zusammengefasst: Schöner als dort kann man dieses Boot nicht segeln!
An der Schlei angekommen:
EIN PAAR BILDER UND FILME IN CHRONOLOGISCHER ABFOLGE:
Unwetter über München: In der letzten Nacht vor der Abfahrt in den Norden wird im Radio vor heftigem Unwetter inklusive starkem Hagel gewarnt. Kurzerhand fahren wir gegen ein Uhr in der Nacht an die nahegelegene Nachttankstelle - Denn das große Dach schützt die Mahagonidame.
Über dem Nord-Ostsee-Kanal: Immer wieder ein Erlebnis hoch über der meist befahrensten Wasserstrasse der Welt hinweg zu "schweben" - und das bei diesem Abendhimmel - und mit diesem Schiff im Schlepptau ... (Und ABBA gibt sich beim Singen im Radio auch noch richtig Mühe .-)
Einkranen in Kappeln an der Schlei bei Henning & Steckmest: Natürlich dauerte das in Wirklichkeit ein wenig länger - aber im Zeitraffer sieht unser 11,26m langer, "rasender Zahnstocher" wie ein Spielzeug aus. Viel wichtiger: Das Boot blieb trotz mieser Autobahn vor Hamburg und fast 1000 km "Föhneffekt" nach dem Einkranen in der Bilge pulvertrocken. Ein dickes DANKE an unseren Bootsbauer Markus Grünäugl - GOOD JOB !!!
Die ersten Schläge vor Schleimünde: Was für ein Gefühl mit diesem Schiff bei Wind durch die Welle zu gehen. An der Pinne ist übrigens Carl. Er macht das ziemlich souverän. Aber warum auch nicht? Schließlich ist er mittlerweile zum "Trainer" in der recht anspruchsvollen Segelschule in Gollenshausen am Chiemsee bei Familie Schunck aufgerückt. (https://www.cyg.de)
Papa hat auch Spaß - auch wenn er irgendwie IMMER ernster schaut ...
Wellen, echte Wellen !!!
Sahne-Liegeplatz - Direkt an der Promenade von Kappeln
Kochen und Essen: Reduziert aber nicht stillos :-)
Ausflug an die obere Schlei: Nachdem unser Sohn Carl in der zweiten Woche zurück in die Schule musste, segel ich bei angekündigten 6-7 Beaufort Einhand die Schlei von Kappeln bis Schleswig hoch. Vorsichtshalber besser ohne Fock und das zweite Reff eingebunden. Eine im Nachhinein betrachtet gute Entscheidung ...
... denn je näher Schleswig kommt, desto heftiger wird's: Und das Fahrwasser ist an manchen Stellen wirklich sehr, sehr eng - die Möven sitzen kurz nach der "großen Breite" keine drei Meter neben der Steuerbordtonne auf Schlick - und auf der anderen Seite ist die Backbordtonne auch keine 40 Meter weg - Und dann in diesem engen Kanal bei 6-7 Bit gegen an kreuzen ...
Spontaner Kurztörn nach Dänemark rüber: Das Wetter ist mit 3-4 Bft bei Sonnenschein herrlich angesagt. Eine dreistündige Rauschefahrt die einfach nur Spass macht. Und mit einem solchen Liegeplatz direkt vor der Altstadt sowieso. Und zum Frühstück gab es am nächsten Morgen Fisch von der Bude direkt am Wasser :-)
Liegeplatz vor dem Sønderborger Schloss:
Blick aus dem Bullauge auf die Promenade von Sønderborg
Rückfahrt von Dänemark: Rauschefahrt Reloaded: Die alte Dame ist nicht nur schön, sondern immer noch schön schnell: Auf der ganzen Überfahrt wurde ich nicht ein einziges Mal überholt. Im Gegenteil: Um unzählige Bavarias, Dehlers und Beneteaus konnte ich ohne jede Anstrengung quasi Kringel drumrum segeln. Und das mit einem Schiff von 1925/1926 !!! War schon ein verdammt guter Yacht-Designer und Konstrukteur, der liebe Henry Rasmussen ...
Morgendlicher Regen in Marstal
Weitere Bilder - noch ungestaltet...